09.01.2006
Zuchtverein bereitete Besuchern ein tierisches Vergnügen
In dem knapp 600 Quadratmeter großen Gewächshaus der Gärtnerei Werner in der Ziegenhainer Straße 18a, das der 1907 gegründete Kleintierzüchterverein (KTZV) Niederursel als Ausstellungsgelände nutzt, erinnern Tische voller Weihnachtssterne an die vergangenen Festtage.
Die rot-grünen Wolfsmilchgewächse, die nach Heiligabend nicht mehr verkauft werden, säumen die lange Reihe von Käfigen, in denen 160 auf Stroh gebettete Hühner, Enten, Tauben und Kaninchen zur Besichtigung ausgestellt sind. Dass die jährliche Kleintierschau im Dornbusch und nicht in Niederursel stattfindet, ist den sinkenden Mitgliederzahlen des Vereines geschuldet.
«Bis 1993 haben wir unsere Ausstellung immer in der Niederurseler Turnhalle veranstaltet. Da uns die Halle aber nur für kurze Zeit zur Verfügung stand, war der Auf- und Abbau angesichts der Jahr für Jahr abnehmenden Zahl von Helfern irgendwann nicht mehr zu schaffen», sagt Ausstellungsleiter Hans-Erwin Schluker, der seine Gärtnerei als Ausweichstandort zur Verfügung stellte. Die Nachwuchsprobleme des Vereins, der heute rund 80 Mitglieder, aber nur noch zehn aktive Züchter zählt, erklärt sich der Gärtner mit dem veränderten Freizeitangebot, das Jugendliche heute locke. Computerspiele, Sportangebote und das Fernsehen sprächen junge Menschen stärker an, als die zeitaufwendige und Verantwortungsbewusstsein erfordernde Kleintierzucht.
Drei Jugendliche immerhin engagieren sich im KTZV Niederursel – und das nicht ohne Erfolg. So wurde der elfjährige Lukas Schöpf von den externen Preisrichtern zum Vereinsmeister in der Taubenzucht gekürt. Beim Geflügel sowie bei den Kaninchen konnte sich die Kassiererin des Vereines, Waltraud Greiff, über den Titel freuen. Auch im Wettstreit mit anderen Vereinen können die Niederurseler Erfolge verbuchen. «Bei der Schau des Kreisverbandes der Kaninchenzüchter Frankfurt haben wir im vergangenen Monat den zweiten Platz belegt. Bei der Kreisjugendschau sind wir als Verein auf dem ersten Platz gelandet», erklärt Schluker, der dem KTZV seit 32 Jahren die Treue hält. Auch Walter Hahn, der als Vorsitzender seine ganze Familie für die Tierzucht begeistern konnte, blickt trotz Nachwuchssorgen optimistisch in die Zukunft: «Obwohl in unserem Verein im Prinzip nur noch drei Familien aktiv an der Zucht beteiligt sind, schlagen wir uns noch sehr erfolgreich.»
Alle vier Wochen, an jedem zweiten Freitag im Monat ab 19 Uhr, treffen sich die Kleintierzüchter außerdem zum Stammtisch in der Niederurseler Gaststätte «Zu den drei Raben», Alt-Niederursel 27. Diskutiert werden dann auch brisante Themen, wie die auf Grund der drohenden Vogelgrippe verordnete Stallpflicht für Geflügel – für Schluker und seine Kollegen ein lästiges Ärgernis. «Wenn nicht bald ein Impfstoff gegen die Vogelgrippe entwickelt wird, befürchte ich für die Geflügelzucht das Schlimmste.» In den kleinen Innenställen gehe die Hackordnung der Tiere verloren, den Züchtern entstehe durch das täglich erforderliche Misten erheblich mehr Aufwand.
Schlucker, der mit der Besucherresonanz der Kleintierschau zufrieden ist, meint es gut mit seinen Tieren. Nach Möglichkeit verkauft er seine Kaninchen als Zucht- oder Haustiere. Nichtsdestotrotz landeten die meisten im Kochtopf. «Wenn ich sie schlachten muss, kostet mich das jedes Mal viel Überwindung.» Wer die pummeligen Hermelin-Zwergkaninchen mit ihrem strahlend weißen Fell betrachtet, versteht den Hobbyzüchter. (jul)
Informationen zu den Aktivitäten des KTZV Niederursel sind unter der Telefonnummer 52 25 18 erhältlich.
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