11.01.2006
Bistum will Kirche verkaufen St. Matthias kündigt Widerstand an
Nach Vorschlag des Bistums Limburg sollen Pfarrhaus und Kirche der St.-Matthias-Gemeinde in der Nordweststadt verkauft werden. Von Sören Rabe
Zukünftig würden dann die Gemeindemitglieder zusammen mit St. Sebastian (Nordweststadt) und St. Peter und Paul (Heddernheim), die bereits zum pastoralen Raum Nordwest zusammengefasst sind, eine Gemeinde bilden. Heute trifft das Verwaltungsgremium der drei Gemeinden unter Vorsitz von Pfarrer Artur Gläser (St. Sebastian/St. Peter und Paul) erstmals zusammen, um die Vorschläge aus Limburg zu diskutieren. St.-Matthias-Pfarrer Alfred Heinze kündigte bereits Widerstand an. «Wir werden Gegenvorschläge ausarbeiten.»
In der St.-Matthias-Gemeinde stößt die Nachricht aus Limburg auf Unverständnis. Denn in den vergangenen Jahren spendeten die Mitglieder über 75 000 Euro für die Anschaffung von Glocken. Diese lagern bereits in der Kirche und sollen noch in diesem Jahr aufgehängt werden. Dafür fehle nur noch ein Restbetrag. Dabei erinnert Alfred Heinze auch an die Sanierung des Kirchturms im Jahr 2000 für rund 150 000 Mark, «mit Unterstützung des Bistums». Erst dadurch sei überhaupt die Idee aufgekommen, Glocken anzuschaffen. «Was soll ein sanierter Kirchtum ohne Glocken», fragte damals der Pfarrer seine Gemeinde und erhielt große Unterstützung für das Projekt. Beim Bau der Kirche in den 60er Jahren sei auf Glocken verzichtet worden, weil das Geld damals für Kinder- und Jugendprojekte benötigt worden war. In diesem Jahr sollen Glocken nun erstmalig vom Turm der St.-Matthias-Kirche erklingen.
Doch ab dem Jahr 2007 wird die Gemeinde kein Geld mehr für die Bauunterhaltung erhalten. «Das ist definitv», sagt Pfarrer Heinze. Rund 22 000 Euro wurden dafür bisher jährlich zur Verfügung gestellt. Daher habe das Bistum den Vorschlag gemacht, die Gebäude von St. Matthias zu verkaufen. Dabei ist die Gemeinde mit derzeit 2795 Mitgliedern größer als St. Sebastian (2136) und nur geringfügig kleiner als St. Peter und Paul (3170). «Mit zehn Prozent an Kirchenbesuchern gehören wir auch zu den aktiven Gemeinden in Frankfurt. Das musste auch das Bistum zugeben», sagt der Pfarrer, der bereits direkt an Bischof Franz Kamphaus geschrieben hat.
Stadtdekan Raban Tilmann versucht dagegen, die Diskussionen in etwas ruhigeres Fahrwasser zu bringen. Denn es seien bisher nur Vorschläge. «Bis zum 30. Juni haben die Verwaltungsräte jetzt Zeit, Gegenvorschläge zu erarbeiten.» Diese würden anschließend wieder im Bistum diskutiert. An der Neueinteilung der pastoralen Räume will Tilmann aber nicht rütteln. Es mache schon Sinn, die Nordweststadt-Gemeinden zusammenzulegen. Die vielen katholischen Gemeinden in Frankfurt seien nach dem Zweiten Weltkrieg durch die Heimatvertriebenen entstanden. «Damals sind viele Tochtergemeinden gegründet worden, die jetzt wieder an ihre Muttergemeinden angeschlossen werden», sagt der Stadtdekan. Letztendlich müssen die in den pastoralen Räumen vereinten Gemeinden nun entscheiden. Sollten sie sich gegen den Verkauf von Gebäuden aussprechen, müssen sie auch sagen, wie diese unterhalten werden sollen. «Die Verwaltungsräte bleiben auf den Kosten sitzen.»
Das weiß auch Pfarrer Alfred Heinze. «Bauunterhalt und Sanierung ist dann unsere Sache.» Die Gegenvorschläge werden nun erarbeitet. Die Gemeinde wird am Sonntag, 29. Januar, in der Pfarrversammlung nach der 11-Uhr-Messe (Thomas-Mann-Straße 2-4) informiert. Pfarrer Heinze (70) will im Übrigen auch im Jahr 2007 noch weitermachen, wenn es die Gesundheit denn zulässt.
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