03.02.2006
CDU entdeckt die Hühner
Römer-Fraktion macht sich stark für landwirtschaftliche Betriebe in Frankfurt.
Von Sören Rabe
Frankfurt ist die größte landwirtschaftliche Stadt Hessens. Rund 4000 Hektar Fläche werden von 92 Landwirten bearbeitet. Als gutes Beispiel, wie die Landwirtschaft in Frankfurt auch zukünftig wettbewerbsfähig bleibt, gilt der Burghof in Niederursel. Die CDU-Fraktion im Römer informierte sich bei der Familie Stark über moderne Vermarktungs- und Tierhaltungsmöglichkeiten.
Im Jahr 2004 eröffnete Martin Stark den Burghof. 4000 Hühner leben dort in Bodenhaltung und produzieren täglich 3600 Eier. «Wir haben 320 000 Euro in den neuen Hof investiert und uns mit den Hühnern ein zweites Standbein aufgebaut», sagt Martin Stark, der zusammen mit seinem Vater Wolfgang Stark den Betrieb leitet, zu dem noch 400 Hektar Ackerflächen gehören. Doch der Preisdruck auf dem Markt ist enorm. «Unsere Produktionskosten betragen 10 Cent pro Ei. Im Großhandel werden aber nur 7 Cent gezahlt.» Die Starks haben daher andere Vermarktungsformen erschlossen. So wie mit dem eigenen Hofladen, den Verkauf über andere Landwirte und auf Wochenmärkten. Weitere Fallstricke werden von der EU gelegt. Während in Deutschland die Käfighaltung bereits 2007 verboten wird, laufen die Fristen in Nachbarländern erst 2011 ab. «In Tschechien und Polen wurden nahe der Grenze große Käfigfarmen gebaut. Diese Preise können wir nicht mitmachen.»
Die Lebensdauer eines Huhns ist im Burghof auf 14 Monate beschränkt. «Dann lässt die Produktivität nach.» Da führt der Weg anschließend nur noch zum Schlachten. Ein Geschäft ist das allerdings für die Starks nicht. «Ich muss schon froh sein, dass ich nicht noch den Lkw bezahlen muss, der die Hühner abholt.» Anschließend werden wieder junge Hühner für 4,95 Euro gekauft. Mit 17 Wochen kommen sie in den Stall, müssen dann erst einmal zwei Wochen lang lernen, wo sie was finden. «Das fällt bei der Käfighaltung weg.» Mit 20 Wochen legen sie die ersten, noch kleinen Eier. Nach weiteren zehn Wochen haben sie die volle Leistungsstärke erreicht. Dabei muss Martin Stark immer aufpassen, dass sich die Hühner nicht gegenseitig totpicken. Die Eier werden vollautomatisch zur Sortierung transportiert. Der Hühnerstall wird ebenfalls vollautomatisch überwacht. «Wird die Temperatur zu hoch oder zu niedrig, springt die Alarmanlage an.» Die Hühner können sich übrigens im Stall oder im Wintergarten aufhalten – glückliche Hühner halt.
Trotz der schwierigen Marktlage sieht sich Martin Stark auf dem richtigen Weg. «Den Stall hätten wir ruhig ein bisschen größer bauen können», denkt er bereits an eine Ausweitung. In ein oder zwei Jahren könne er sich vorstellen, einen weiteren Stall zu bauen.
Wirtschaftsdezernent Nikolaus Burggraf sieht im Betrieb der Familie Stark ein gutes Beispiel, wie die Landwirtschaft modern gestaltet werden kann. «Landwirte müssen sich spezialisieren und andere Vermarktungsmöglichkeiten suchen.» Dazu erinnert Burggraf daran, dass Landwirte «die besten und billigsten Landschaftspfleger» seien.
CDU-Fraktionschef Uwe Becker macht deutlich, dass seine Partei «sich hinter diese Form der Landwirtschaft stellt». Auch wenn aktiv kaum Möglichkeiten bestünden, die Landwirte zu unterstützen. Es müsse in der Bevölkerung ein Umdenken erreicht werden, «wieder mehr auf Qualität zu setzen». Auf einem Gebiet könne die CDU allerdings doch helfen: beim Thema Ausgleichsflächen. «Wir achten darauf, dass dabei Ackerflächen möglichst verschont bleiben. Zum Beispiel durch Renaturierungsmaßnahmen, die die Landwirtschaft nicht beeinflusst.»
Ein Thema wurde gestern allerdings ausgespart: die geplante Umfahrung von Praunheim. Durch die Trasse werde weiteres «bestes Ackerland» (Wolfgang Stark) verloren gehen.
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