06.02.2006
Eine Plattform für Nachbarn
Verein „Brücke 71“ fordert die Nordweststädter auf, ihren Stadtteil mitzugestalten
Wie soll sich das Leben in der Nordweststadt weiterentwickeln, wie geht es weiter im «Kleinen Zentrum» und wie können Probleme aktiv und kreativ bewältigt werden? Antworten auf die Probleme des Stadtteils können die dort lebenden Menschen nur gemeinsam lösen, ist Kassenwart Wulf Raether überzeugt. Und fordert die Nordweststädter bei einer ersten Infoveranstaltung der «Brücke 71» auf, in dem noch jungen Verein mitzuarbeiten.
Ein Lebensmittelpunkt der Nordweststadt sei das Kleine Zentrum in der Thomas-Mann-Straße, sagt die Brücke-Vorsitzende Helga Krausser-Raether. «Als im Januar der dritte Versteigerungstermin anstand, beschloss eine kleine Gruppe, diesen Verein zu gründen.» Ziel sei es, das Zentrum wieder zu dem Mittelpunkt des Stadtteils zu machen, der es noch vor 20 Jahren war. Dort könne man auch jenen Raum zur Kommunikation schaffen, der zurzeit noch fehle. Einige Nordweststädter äußerten Bedenken angesichts der Kriminalität in Kleinen Zentrum und der zahlreichen Jugendlichen, die sich vor dem dortigen Wettbüro träfen. Mit ihnen zu kommunizieren sei fast unmöglich.
«Ich kenne einige der jungen Leute aus der Nachbarschaft», entgegnet eine Nachbarin. Viele seien in einer schwierigen Situation, hätten trotz zahlloser Bewerbungen immer noch keinen Job. Auch Raether sieht gut Chancen, die Jugend des Stadtteils einzubinden. Um das Kleine Zentrum neu zu beleben, müsse es neben einem Bäcker, Metzger oder Gemüseladen auch soziale und kulturelle Angebote einplanen, die den Jugendlichen eine sinnvolle Alternativen böten. Ein Problem seien die schwierigen Besitzverhältnisse, sagt Raether. «Der Zwangsverwalter ist nicht sehr engagiert. Investoren werden abgeschreckt, weil ihnen nach einer Zwangsversteigerung die Kündigung droht.»
Wichtig sei, dass ein Investor das Kleine Zentrum ersteigere, der es wieder aufbauen wolle. Daher überlege der Verein, das Einkaufszentrum in Form einer Genossenschaft selbst zu ersteigern. Doch der finanzielle Aufwand dazu betrage mindestens eineinhalb Millionen Euro. Mitbegründer der Brücke 71 ist auch der evangelische Pfarrer Ulrich Schaffert. Die Verwahrlosung des Zentrums will er nicht länger hinnehmen. Zur Belebung solle auch der Wochenmarkt sorgen, den der Ortsbeirat unlängst beantragt habe. Andere soziale und kulturelle Aktionen seien bereits in Vorbereitung. «Während der WM wollen wir dort die Spiele der deutschen Mannschaft übertragen, einen Ort zum friedlichen Zusammensein schaffen.» Der neue Verein solle auch als Plattform für alle Probleme der Nachbarn fungieren.
So soll er sich um die Sauberkeit, Kriminalität oder den geplanten Bau einer Umgehungsstraße für Praunheim oder den Schallschutz an der Autobahn kümmern. Derartige Aktionen seien noch zu wenig miteinander abgestimmt. «Dass so viele Menschen den Weg hierher gefunden haben, zeigt, wie wichtig ihnen das Kleine Zentrum in der Thomas-Mann-Straße, wie wichtig ihnen die Lebenssituation in der Nordweststadt ist», freut sich Quartiersmanager Conny von Schumann. In vielen Gesprächen, auf der Straße oder im Elternbeirat, erlebe sie die Unzufriedenheit der Menschen. Es gebe verschiedene Konflikte zwischen den vielen Gruppen, die hier lebten. «Oft hören wir, die Atmosphäre habe sich verändert.» Eine kommunikative Plattform, in der alle Gruppen im Stadtteil miteinander statt übereinander reden könnten, ist am Samstag, 18. Februar, 14 Uhr, in der Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde. (hau)
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