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10.02.2006

Nordweststadt droht der Ausverkauf

Zukunft der Kirchen ungewiss!

Von Sören Rabe

Das Quartiersmanagement und der neu gegründete Verein Brücke 71 kämpfen gemeinsam um eine Zukunft für die Nordweststadt. Viele Ideen werden entwickelt, um dem Stadtteil wieder mehr Leben einzuhauchen. Diesem Vorhaben entgegen laufen derzeit die Bestrebungen der Kirchen. Das ehemalige Zentrum der evangelisch-reformierten Gemeinde im Gerhart-Hauptmann-Ring 398 ist bereits zum Teil abgerissen und muss Reihenhäusern weichen. Die Außenstelle der Evangelischen Gemeinde Niederursel im Hammarskjöldring gehört ebenfalls der Vergangenheit an. Das Bistum Limburg hat angeregt, die Gebäude der katholischen St.-Matthias-Pfarrei in der Thomas-Mann-Straße 2-4 aufzugeben, und nun wird auch die Situation für die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde – zumindest langfristig – prekär. «Wir müssen für die Bauunterhaltung ab sofort selbst aufkommen», sagt Pfarrer Ulrich Schaffert. Die Vereinbarung mit dem Evangelischen Regionalverband besteht bis zum Jahr 2010, was danach kommt, weiß niemand.

«In der Evangelischen Kirche haben die Gemeinden eine gewisse Autonomie», will Schaffert noch nicht schwarz malen. «Eine Zwangszusammenschließung mit anderen Gemeinden wird es nicht geben.» Die Finanzierung für die Bauunterhaltung sei für die kommenden Jahre ohnehin gesichert. Denn in den Räumen in der Thomas-Mann-Straße 10 ist auch noch die koreanische Gemeinde aktiv. «Die Mieteinnahmen, die bereits seit sechs Jahren gespart werden, können dafür genutzt werden», sagt der Pfarrer, der zudem auch den Bauausschuss der Gemeinde setzt. «Wir haben dort eine ganze Reihe von handwerklich geschickten Mitgliedern, die viel selbst machen.»

Eine aktive Gemeinde also. Doch auch der Pfarrer ist natürlich Realist und weiß, dass die seit Jahren rückgängigen Gemeindemitgliederzahlen ein schwaches Argument für den Erhalt der Eigenständigkeit ist. Rund 30 bis 50 Gläubige verliere die Gemeinde pro Jahr, zurzeit seien es noch 1250. «Allerdings nicht durch Kirchenaustritte», betont Ulrich Schaffert. Die wenigen Austritte würden durch Eintritte ausgeglichen. Verantwortlich für den Rücklauf sei die Altersstruktur. «Uns sterben die Mitglieder weg.» Daher hofft der Pfarrer, dass künftig wieder Familien mit Kindern in der Nordweststadt ansiedeln würden. «Der Stadtteil ist lebens- und liebenswert.»

Damit das auch so bleibt, müssen allerdings auch die notwendigen Institutionen dort bleiben. «Deshalb werden wir uns dafür einsetzen, dass unsere Kirche hier bleibt.» Hoffnungen hegt Schaffert auch bei der nahe gelegenen St.-Matthias-Gemeinde, deren Mitglieder ebenfalls nicht kampflos ihr Gotteshaus aufgeben wollen (FNP berichtete).

Der Evangelische Regionalverband hat seine Gemeinde mittlerweile in Kirchenbezirke zusammengefasst, was vielleicht ein erster Schritt für eine spätere Zusammenlegung spricht. So gehören die Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, Cantate Domino, die St.-Thomas-Gemeinde, die noch zu gründende Gemeinde am Riedberg und die Gemeinde Niederursel einem Planungsbezirk an. «Dort sollen die vorhandenen Ressourcen zusammengefasst und Perspektiven entwickelt werden», umschreibt Schaffert die Aufgaben. Dabei stehen dann auch Gebäude zur Disposition, die nicht mehr benötigt werden.

Unterstützung bekommen die Bonhoeffer- und die Matthias-Gemeinde von der CDU-Fraktion im Ortsbeirat 8. Diese fordern in der nächsten Sitzung des Ortsbeirates am Donnerstag, 16. Februar, um 20 Uhr, im Bürgerhaus Nordweststadt, Titus Forum, Walter-Möller-Platz 2, den Magistrat auf, Kontakt mit den Kirchen aufzunehmen, um einen Verkauf der Gemeindegelände zu verhindern. Mit Besorgnis registriere die CDU, dass sich beide christlichen Konfessionen aus dem Kerngebiet der Nordweststadt zurückziehen wollen. Dies sei «ein völlig falsches Signal». Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass Gemeinden am ehesten Grenzen überwinden könnten, um einen dauerhaften Dialog verschiedener Konfessionen zu ermöglichen.




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