24.04.2006
Die Schäfchen begehren auf
St. Matthias-Gemeinde gründet Förderverein, weil Bistum am Zuschuss spart
Die Skepsis stand den rund 80 Kirchenmitgliedern der St. Matthias Gemeinde deutlich ins Gesicht geschrieben und obwohl die Gemeinde gestern die Gründung des Fördervereins „Katholische Kirchengemeinde St. Matthias“ einstimmig hat beschließen können: Ein Stein dürfte den meisten dennoch nicht vom Herzen gefallen sein.
Denn die Zukunft der Gemeinde bleibt weiterhin ungewiss. „Die Gründung des Fördervereins ist zumindest ein Hoffnungsschimmer am Horizont“, sagt Kirchenmitglied Andreas Lenz. Ein Licht am Ende des Tunnels sei es keinesfalls. „Bei einem monatlichen Mitgliederbeitrag von rund 4,80 Euro braucht der Verein mindestens 500 Mitglieder, um die 22 000 Euro, um die Mittel, die das Bistum Limburg der Gemeinde im Jahr gekürzt hat, selbst tragen zu können.“
Seit gestern hat der Verein nun 80 Mitglieder. Das sei nicht mal ganz ein Fünftel der noch benötigten Mitgliederzahl. Dennoch hält Pfarrer Alfred Heinze diesen Weg für den einzig richtigen, den die Gemeinde zum Zwecke ihres eigenen Erhaltes hat begehen können. „Es hat überhaupt keinen Sinn, sich von der Entscheidung des Bistums Limburg in einer Art vorauseilenden Gehorsams ins Bockshorn jagen zu lassen“, spricht er den Mitgliedern noch kurz vor der Gründung des Fördervereins Mut zu.
Die 22 000 Euro, die der Gemeinde seit Jahresbeginn im Haushalt fehlen, sind dem Erhalt der Bausubstanz von Kirche und Gemeindehaus vorbehalten. Kleinere Reparaturen sowie Instandhaltungsmaßnahmen wurden bisher von diesem Betrag beglichen. „Und die monatlich etwa 2000 Euro werden dafür auch wirklich verbraucht“, sagt Heinze. Der Unterhalt der Gebäude, die beide in etwa Ende der 60er Jahre errichtet wurden, sei kostenintensiv und für die 1250 Mitglieder zählende Gemeinde letztlich auch zu üppig. Das hinge mit der Zeit zusammen, in der sie gebaut wurden. Die Gemeinde stünde deswegen aktuell bereits in Verhandlungen mit der evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde, deren Kirche schräg gegenüber, am anderen Ende des Kleinen Einkaufszentrums, liegt. Mit der Äthiopisch-Eritreischen christlich-orthodoxen Gemeinde spräche St. Matthias ebenfalls. Gemeinsam suchen die Gemeinden nun nach Konzepten, über die jede von ihnen Kosten sparen können – ohne die eigenen Autonomie aufzugeben.
Die Auflösung der St. Matthias Gemeinde und deren Zusammenschluss mit den anderen beiden katholischen Gemeinden des pastoralen Raumes Nordwest, der St. Sebastian Gemeinde und der Gemeinde St. Peter und Paul, sei bisher keinesfalls beschlossene Sache. „Der Bischoff hat mir auf eine schriftliche Anfrage hin persönlich geantwortet.“ In diesem Brief hieß es, das Bistum warte auf alternative Vorschläge von St. Matthias, „aber gespart werden muss auf jeden Fall.“
Die Gründung des Fördervereins beurteilt Pfarrer Heinze als einen solchen Gegenvorschlag. Mit der Gründung des Vereins wird die Gemeinde St. Matthias also künftig versuchen, die Instandhaltung ihrer Gebäude selbst zu finanzieren. Die Gebäude selbst jedoch verbleiben selbstverständlich im Besitz der katholischen Kirche und sind damit dem Bistum Limburg unterstellt. Auf das Geld des Fördervereins hingegen kann das Bistum nicht zugreifen. „Der Förderverein ist kein kirchlicher Verein, sondern ein Verein für die Kirche“, erläutert der Vorsitzende des Pfarrgemeinderats Hans Reim. Mit der Nachricht, das Bistum werde Haushaltsmittel streichen, „habe sich die Kirchengemeinde ein wenig gefühlt wie die Herde, die von ihrem Hirten verlassen wird“. Im Förderverein sammle sich die Herde jetzt neu und begehre auf. Den Vorsitz des Vereins haben die Mitglieder einstimmig dem stellvertretenden Verwaltungsratvorsitzenden Rudolf Kunert anvertraut. (kim)
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