17.06.2006
Mörder nach 24 Jahren endlich gefasst?
Gut 24 Jahre nach dem Mord an der damals 16-jährigen Beatrix Scheible hat die Polizei jetzt überraschend einen Tatverdächtigen festgenommen.
Wie die Staatsanwaltschaft gestern mitteilte, wurde ein 48-jähriger Frankfurter am vergangenen Mittwoch festgenommen und befindet sich seit Donnerstag in Untersuchungshaft. Der Beschuldigte schweigt bislang zu den Vorwürfen. Auf die Spur des Mannes, über dessen Identität die Strafverfolger derzeit keine weiteren Details bekannt geben, war die Polizei durch die DNA-Analyse einer Speichelprobe gekommen.
Die Mordkommission hatte sich den ungeklärten Fall Trixi Scheible kürzlich wieder einmal vorgenommen und von allen durch frühere Ermittlungen namentlich bekannten Männern eine Speichelprobe für eine DNA-Analyse genommen. Darunter war auch der Frankfurter, ein damaliger Nachbar der Auszubildenden. Er wohnte damals, ebenso wie Trixi Scheible, in der Staße Im Weimel (Praunheim). Die Polizei hatte ihn bereits nach der Tat überprüft, einen ausreichenden Tatverdacht indessen nicht festgestellt. Vor 24 Jahren stand den Ermittlern die heute gängige DNA-Analyse noch nicht zur Verfügung.
Spuren, die sich für diese hochmoderne biochemische Methode zum Identitätsnachweis eignen, hatte der Täter damals reichlich zurück gelassen am Tatort im ersten Stock des Nordwest-Zentrums. Dort war Trixi Scheible am 11. Dezember 1981 nach dem Besuch einer Diskothek allein auf dem Nachhauseweg zur elterlichen Wohnung. Der Täter soll sein Opfer von hinten umschlungen und mit einem Messerstich ins Herz getötet, anschließend sexuell missbraucht haben. Laut Staatsanwaltschaft soll der Messerstich „binnen kürzester Zeit“ zum Tode geführt haben.
Der Täter hatte noch in der Tatnacht beim 14. Polizeirevier angerufen und gemeldet, dass im Einkaufszentrum eine verletzte Frau liege. Vier Beamte machen sich damals sofort auf die Suche, konzentrierten sich auf die Tiefgaragen, ließen das Treppenhaus am Limescorso aus. Deshalb verlief die Aktion ohne Erfolg. Trixis Leiche wurde erst am nächsten Morgen von einem Zeitungsausträger gefunden.
Die Strafverfolger werfen dem Verdächtigen vor, Trixi Scheible heimtückisch und zur Befriedigung des Geschlechtstriebes ermordet zu haben. Zwei typische Merkmale wären damit, gelingt ihnen der Nachweis, für den Tatbestand Mord erfüllt. Es wird nun darauf ankommen, dem Tatverdächtigen genau diesen Zusammenhang nachweisen zu können: dass er tötete, um sich an der jungen Frau zu vergehen.
Sollte er die Bluttat an sich zugeben, diese aber beispielweise als Affekthandlung darstellen und den späteren sexuellen Übergriff als nicht geplant, wäre der Mordvorwurf wahrscheinlich kaum zu halten. Käme schließlich nur noch Totschlag als Vorwurf in Betracht, könnten die Strafverfolger den 48-Jährigen nicht mehr belangen. Totschlag verjährt laut Strafgesetzbuch nach 15 Jahren. „Es gibt noch eine Menge zu tun, bis der Beschuldigte überführt ist“, sagte denn auch gestern Thomas Bechtel, Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Misserfolge bei der Fahndung nach Trixis Mörder gab es in der Vergangenheit einige. Ein im Mai 1982 gefasster Sportstudent, der in Niederrad vier Frauen überfallen und mit einem Messer bedroht hatte, konnte der Mord an Trixi Scheible nicht nachgewiesen werden. Auch ein Hinweis ein Jahr später führte die Polizei in die Irre. Eine damals 23-jährige Frau hatte unter Eid ausgesagt, ein Mann aus ihrem Bekanntenkreis habe ihr gegenüber den Mord an Trixi gestanden. Die Ermittlungen der Polizei entlarvten die Frau als Lügnerin. (enz)
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