07.07.2006
Dritter Investor ist gescheitert
Bebauung des Gemeindezentrums im Gerhart-Hauptmann-Ring vor dem Aus Von Andreas Haupt
Es war der dritte Anlauf, das Gelände des ehemaligen Gemeindezentrums der evangelisch-reformierten Gemeinde am Gerhard-Hauptmann-Ring 398 neu zu bebauen. Im vergangenen Sommer errichtete Investor Reinhard Scherer die beiden ersten Wohnhäuser, nachdem das alte Pfarrhaus und die bisherigen Wohnhäuser abgerissen waren. „Hier können sie schon im Sommer 2006 auf der Terrasse sitzen“, verspricht noch immer ein großes Bauschild der BHW am Praunheimer Weg. Doch seit November vergangenen Jahres herrscht Ruhe auf der Baustelle, die BHW hat die Vermarktung eingestellt. Jetzt wurde bekannt: Die Gesellschaft Scherers, die das Bauprojekt betreut, hat Konkurs angemeldet.
Für die Menschen in der Nordweststadt kommt das abermalige Aus eines Investors für das Gelände nicht überraschend. Kursieren doch angesichts der eingestellten Arbeiten längst als Gerücht. „Vor zwei Monaten dachten wir noch, es gehe weiter, weil sich plötzlich etwas tat“, sagt eine Nachbarin. Statt mit dem Bau von weiteren der geplanten 15 Einfamilien-Reihenhäusern zu beginnen, lösten die Arbeiter nur das auf dem Grundstück vorhandene, eingezäunte Materiallager auf. Etwa zu der Zeit, als die Firma Konkurs anmelden musste. Baumaschinen im Einsatz, so eine Nachbarin, habe sie hier schon seit vielen Monaten nicht mehr gesehen.
Für die Menschen im Stadtteil gibt die brachliegende Baustelle mit den teilweise abgerissenen Gebäuden wiederholt Anlass zur Kritik. So wurde der Investor über den Ortsbeirat aufgefordert, einen Zaun um das Grundstück zu ziehen, damit Kinder nicht in den Baugruben und zwischen den Gebäuderesten spielen können. „Wo früher das Pfarrhaus stand, war monatelang ein tiefes Loch, in das unsere Kinder auf dem Weg nach Hause oft hinab geklettert sind“, erinnert sich Sabine Heger, Leiterin der benachbarten städtischen Kindertagesstätte 108. Einen Zaun habe es nie gegeben. „Wir waren froh, als das Loch endlich zugeschüttet wurde.“
Bereits beim Umzug des Kindergartens der reformierten Gemeinde in das erste der geplanten Wohnhäuser (das zweite ist ein Musterhaus) hatte es Verzögerungen gegeben. Damals hieß es, der Brandschutz müsse nachträgliche verbessert werden. Eigentlich sollte der alte Gemeindekindergarten zusammen mit dem angrenzenden Gemeindezentrum nach dem Umzug abgerissen werden. Doch die Gebäude stehen noch immer.
Wie die FNP erfuhr, gab es für drei Häuser bereits Kaufverträge. Für drei weitere Interessenten. Möglicherweise nicht genug, um das Projekt finanzieren zu können. Denn der Preis für die Häuser von 249 000 Euro wurde mal gesenkt, dann wieder angehoben. Der Preis sei für diese Lage – direkt nebenan liegen ein achtstöckiges Wohnhaus und zwei Kindergärten – zu hoch gewesen, sagt ein Bauexperte. Ein anderer vermutet Probleme mit den Überresten einer alten Ziegelei, die sich auf dem Grundstück befunden habe. Wegen der tiefen Gruben aus jener Zeit sei beim Bau des Gemeindezentrums eine Ecke bewusst frei gelassen worden.
Froh ist der Leiter des Gemeindeamtes der evangelisch-reformierten Gemeinde, dass ihnen durch die erneuten Verzögerungen keine weiteren Kosten entstünden. „Wir haben unser Erbpachtrecht an dem der Waisenhausstiftung gehörenden Grundstück an den Investor abgetreten. Im Gegenzug erhielten wir den neuen Kindergarten.“ Für das zweite Haus wird jetzt ein Käufer gesucht, Gemeindemitglieder hätten bereits Interesse gezeigt. Aufgrund der immer wieder neuen Verzögerungen bei der Suche nach einem Investor hatte die Gemeinde viele Jahre lang die Pacht für ein Grundstück bezahlt, das sie eigentlich nicht mehr nutzen wollte. Nur das Erbbaurecht für jenen Teil des Grundstücks, auf dem der Kindergarten und das zweite Haus stehgen, hat die Gemeinde behalten.
Jahrelang kämpfte eine Bürgerinitiative in der Nordweststadt für den Erhalt des Gemeindezentrums. Statt es abzureißen, sollte eine neue Nutzung durch Vereine, kirchliche Gruppen oder Jugendarbeit gefunden werden. Vergeblich. Zwei Investoren wollten stattdessen Wohnungen bauen, gaben aber bereits vor dem ersten Spatenstich auf.
Thomas Illy, Insolvenzverwalters des bisherigen Investors, sucht zurzeit nach Interessenten, die das Projekt übernehmen. Vermutlich sollen weiterhin Reihenhäuser gebaut werden, „aber nicht in der bisherigen Form“. Mit zwei Interessenten stehe er im Gespräch.
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