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19.07.2006

Das Kleine Zentrum ist verkauft

Frankfurter Immobilienhändler hat die Ladenpassage für 1,7 Mio Euro ersteigert

Nach fünf Jahren Zwangsverwaltung hat das Kleine Zentrum einen neuen Eigentümer: Der Frankfurter ImmobilienMulti Dieter Dauth hat die Einkaufspassage im Auftrag der Firma seiner Lebensgefährtin, der Wohngut Immobilien GmbH, ersteigert.

Gestern sollte Dauth die Schlüssel erhalten, heute will er seine Neuerwerbung genauer unter die Lupe nehmen. Die habe er ursprünglich gar nicht kaufen wollen, sagte der Immobilienprofi, der formal mit einer Vollmacht im Namen der Wohngut ausgestattet ist, tatsächlich aber wohl die Geschicke der Firma leitet. „Ich bin einfach mal zur Versteigerung gegangen, plötzlich hatte ich den Zuschlag“, erzählte Dauth gestern der FNP. Er sei überzeugt, ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Bedenken, dass er die 13 leer stehenden Läden nicht vermieten könne, scheint Dauth nicht zu haben. Inzwischen habe er sich mit der Deutschen Bank Stuttgart, der das Zentrum nach der Insolvenz der Voreigentümer zugefallen sei, geeinigt, so Dauth. In Raten werde er die Kaufsumme von 1,7 Millionen Euro bis zum Jahresende abzahlen.

In den nächsten Tagen würden er und die Wohngut ein Konzept erarbeiten, wie es mit dem Zentrum weitergehen soll. Grundsätzlich sei die neue Eigentümerin daran interessiert, die bisherigen Mieter zu halten, neue hinzuzugewinnen. „Wir haben nur einem Geschäft gekündigt, weil es dort Probleme gab. Ansonsten soll es keine Mieterhöhungen geben“, versichert Dauth, der für die Frankfurter Justiz kein Unbekannter ist. Der heute 58-Jährige wurde mehrmals von Mietern wegen überhöhter Forderungen und seiner rüden Verhandlungsformen verklagt und ist in einigen Fällen zu Strafgeldern verurteilt worden. „Ich bin dabei, mich zur Ruhe zu setzen“, sagte Dauth am Dienstag. Den Großteil seiner ehemals 300 Objekte habe er bereits verkauft. Wichtiger sei ihm nun sein Bauernhof im Spessart, den er als Tierasyl eingerichtet habe.

Auch das Kleine Zentrum sei mehr ein Hobby. „Geld ist für mich nicht mehr die große Motivation.“ Und: Von einem ehemaligen Mitarbeiter wisse er genau, welche Bedeutung das Zentrum für den Stadtteil habe. „Er hat in den vergangenen Jahren für den Zwangsverwalter gearbeitet. Der Kollege wohnt auch in der Nordweststadt, wir werden zusammenarbeiten und sind beide daran interessiert, etwas Schönes zu schaffen.“

Was der neue Eigentümer verspricht, werden Jan Gossmann und die übrigen Mitglieder des Vereins Brücke 71 gerne hören. Der junge Verein hat sich die Wiederbelebung des Zentrums zu einem seiner Ziele gemacht. Als Ende 2005 die zweite Versteigerung – beim ersten Mal war dem potenziellen Käufer der Zuschlag wieder entzogen worden – anberaumt wurde, hatten die Brücken-Mitglieder sogar überlegt, das Zentrum selbst zu kaufen. „Aber das war zu kurzfristig, uns fehlte Vorlaufzeit“, sagt Gossmann, der die Arbeitsgruppe Kleines Zentrum im Verein leitet. Statt dessen habe man versucht, eine der gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaften zu überzeugen, sich des Zentrums anzunehmen. Ohne Erfolg. „Dabei wäre es eine Investition in die Wohnungen gewesen, die die Gesellschaften hier haben.“

Doch nun scheinen die Dinge anders gelaufen zu sein. Die Initiative, die bereits den neuen Wochenmarkt in Gang gebracht hat, will dennoch weiter daran mitwirken, das Zentrum wieder zum Mittelpunkt des Stadtteils zu machen. „Wir haben immer dafür plädiert, neben den Geschäften auch soziale Einrichtungen, etwa für Jugendliche oder eine Arbeitsvermittlung anzusiedeln. Das sind doch auch gute Mieter“, so Gossmann. Noch habe sich die Initiative nicht mit der Wohngut in Verbindung gesetzt, man wolle abwarten, ob der Verkauf diesmal tatsächlich rechtskräftig wird.

Das sei bereits geschehen, versicherte gestern Dieter Dauth. Und betonte nochmals: „Wir haben das Know-how, aber wir sind nicht fanatisch aufs Geld aus.“ Auch sein Ziel sei es, ein schöneres Umfeld mit einem stabilen sozialen Gefüge im Zentrum zu schaffen. (ing)




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