24.10.2006
Kleinod zu neuem Leben erweckt
Fünf Jahre lang stand die alte Papiermühle in Niederursel leer.
Unbeheizt und mit großen Löchern in der Fassade drohte das 1712 gebaute Anwesen völlig zu verfallen. Vor einem Jahr die Rettung: Nathalie Kuhn (40) und ihr Lebensgefährte Thomas Hirsch (41) werden auf das historische Bauwerk aufmerksam. Die beiden Gastronomen erkennen das Potenzial hinter den drei verfallenen Häusern. „Wir waren sofort in die alte Papiermühle verliebt – unser Entschluss ist schnell gefallen, die Häuser zu kaufen, zu renovieren und einen Landgasthof zu eröffnen“, sagt Nathalie Kuhn.
Nur dreieinhalb Monate hat es bis zur Eröffnung gedauert. Mit der Resonanz zeigen sich die beiden Lebens- und Geschäftspartner zufrieden. „Wir hatten in einer Woche schon mehr als tausend Gäste im Lokal“, sagt Hirsch. Als gelernter Koch und Metzgermeister leitet er die Küche, während sich seine Partnerin ums Geschäft kümmert. „Wir haben einen Landgasthof in der Natur, aber doch in der Nähe der Stadt geschaffen und damit eine Lücke geschlossen.“ Auch wenn die beiden mit der Renovierung des Gasthauses, in dem auch ihre Wohnung liegt, aus dem Gröbsten raus sind, erwartet sie doch noch eine Menge Arbeit, denn die Umbauarbeiten sind noch lange nicht abgeschlossen.
Während Gaststätte und Biergarten im Betrieb sind, soll im November die Scheune mit Weinkeller fertig sein. Derzeit arbeiten dort noch die Handwerker auf Hochtouren, um das teilweise morsche Gebälk auszutauschen. „Hier soll einmal ein Raum speziell für größere Feiern entstehen.“ Mit der Gaststätte wird dann Platz für fast 500 Personen geschaffen. Ende Mai wollen die beiden das vor dem Lokal liegende Gästehaus eröffnen. Zehn Einzelzimmer und zwei Doppelzimmer sollen gemütlich und individuell eingerichtet werden. Stolz sind die beiden, dass sie bis auf baustatische Beratungen keinen Architekten oder Inneneinrichter hinzuziehen mussten. „Dafür haben wir nun Regale voll mit Fachliteratur.“ Die Mühe hat sich gelohnt: Die Bewirtungsräume sind hell, freundlich und gemütlich eingerichtet.
Als Garderobe dient ein alter Bauernschrank aus dem 12. Jahrhundert. „Ich lege Wert aufs Detail“, sagt Frau Kuhn. Während der Renovierungsarbeiten sei sie auf manche Schätzchen, wie eine Bierflasche aus den 1890ern und Zeitungen, die in den 30ern erschienen sind, gestoßen. „Diese Dinge, die zur Geschichte unserer Mühle gehören, wollen wir in die Inneneinrichtung integrieren.“
Im Frühjahr wollen die beiden heiraten – die Feier wird natürlich in ihrem Landgasthof stattfinden. Obwohl der Nachwuchs bis auf Tochter Justine (11) schon ausgezogen ist, zeigen die Kinder Interesse an dem Gewerbe. „Meine Tochter Charlene hat Hotelfachfrau gelernt – vielleicht hat sie einmal Interesse, in den Betrieb einzusteigen“, hofft Frau Kuhn. Und die kleine Justin sei schon fleißig in der Küche zugange. „So werden wir nach und nach ein richtiger Familienbetrieb.“
Zunächst arbeiten die beiden jedoch mit ihren sieben Angestellten. Zu Essen gibt es zünftige Landsmannskost: Salate mit Kräutern aus dem eigenen Garten, Frankfurter Spezialitäten und feine Desserts stehen auf der Speisekarte.
Weitere Infos gibt es unter Telefon 95 77 07 02. Die Küche hat werktags von 16 bis 24 Uhr und am Wochenende zwischen 12 und 24 Uhr geöffnet. Dienstag ist im Oberurseler Weg 21 Ruhetag.
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