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05.07.2004

Frankfurts Norden findet Anschluss

Der Himmel donnerte, eine kleine Schar Demonstranten von der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt protestierte für ein Tariftreuegesetz.

Von Sören Rabe
Nicht alles war gestern eitel Sonnenschein, als Oberbürgermeisterin Petra Roth (CDU) mit einem Scherenschnitt offiziell den neuen Autobahnanschluss von der Marie-Curie-Straße/Ecke Olof-Palme-Straße an die A 661 freigab. Die Gesamtkosten belaufen sich auf 10,2 Millionen Euro, die Hälfte haben Land und Bund finanziert, den Rest die Stadt.

Eine schwierige Geburt war es. Denn über Jahre zogen sich die Planungen hin. Private Geldgeber hatten bereits eine Vorfinanzierung angeboten, «die wir schließlich aber doch nicht benötigten», sagte Petra Roth. Sie erinnerte daran, was die Stadt im Frankfurter Norden mittlerweile erreicht hat. Mit Hilfe der Politiker aus den Ortsbeiräten habe man die ehemals freien Flächen der in den 70er Jahren eingemeindeten Gebiete «arrondiert». Besonders hob die OB die Europäische Schule im Praunheimer Weg, das Innovations- und Forschungszentrum (FIZ), das nächste Woche eingeweiht wird, sowie das Frischezentrum hervor, das im Kalbacher Gewerbegebiet «Am Martinszehnten» entstanden ist, hervor. Auch dort wurde gestern übrigens die neue Autobahnanschlussstelle teilweise freigegeben. Das Frischezentrum und das Gewerbegebiet Nieder-Eschbach könne bereits angefahren werden. Kalbach selbst noch nicht, die Straße ist noch gesperrt.

Die Auf- und Abfahrt an der Marie-Curie-Straße ist aber nicht nur fürs Mertonviertel von Bedeutung. Das Neubaugebiet am Riedberg, Heddernheim und das Nordwestzentrum profitieren ebenfalls von der neuen Anbindung. Petra Roth will auch weiterhin auf Straßenbau setzen: «Wir brauchen Straßen und Querverbindungen.» Ähnlich sah es auch der Wiesbadener Staatssekretär Bernd Abeln. Trotz aller finanziellen Schwierigkeiten bleibe die Notwendigkeit bestehen, «im vernünftigen Umfang Straßen und Verbindungen zu bauen».

Dass der Anschluss ans Mertonviertel vernünftig ist, will niemand bestreiten. Doch die lange Wartezeit liegt manchem Investor noch schwer im Magen. Für Joachim Kolb, von der Siemens Kapitalanlagegesellschaft, kommt der Anschluss «eigentlich acht Jahre zu spät», wie bei einem Pressegespräch am Donnerstag sagte. Zusammen mit Henry H. Faktor, von der Antrag Grundstücksverwaltungsgesellschaft, Ingrid Hempel, von Hempel Consulting, und Manfred Rack, von der Kanzlei Blume Issleib, Rack, Firmen, die im Mertonviertel ihren Sitz haben, nahmen die Einweihung des neuen Anschlusses an die wichtigen Nord-Süd- und Ost-West-Autobahnen zum Anlass, die «Initiative Pro Mertonviertel» zu gründen, um dieses Quartier bekannter zu machen.

Mit mehr Öffentlichkeit und sozialem Engagement wollen die vier Frankfurts Gewerbe-/Wohngebiet «zu einem Leitbild für Arbeiten und Wohnen» in Frankfurt werden lassen. Erste Ideen sind die Einrichtung eines Kindergartens, kulturelle Events, Veranstaltungen wie ein Tag der offenen Tür, die Belebung des Wochenmarktes und nicht zuletzt die Umbenennung der U-Bahn-Station Riedwiese in Mertonviertel. Denn das ärgert die Initiatoren besonders, dass Besucher in der Innenstadt erfolglos das Ziel Mertonviertel suchen. In den Plänen der öffentlichen Verkehrsmittel existiert das Viertel nicht. Baudezernent Franz Zimmermann (FDP) versprach, sich bei der VGF für eine Umbenennung in Riedwiese/Mertonviertel einzusetzen.

Umso erfreulicher ist es, dass die Firmen im Gewerbe- und Wohngebiet seit gestern Mittag nun mit dem Auto ganz einfach zu finden sind, denn die Beschilderung an der Autobahn verweist aufs Mertonviertel.

Im Gegensatz zu den langen Planungen war die Feier gestern schnell beendet. Denn der just zur Freigabe einsetzende Regen sorgte für rasches Handeln. Auch die Gewerkschafter hatten ihre Plakate rasch wieder eingewickelt und fuhren ihrer Wege – übrigens mit der U-Bahn.




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