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21.12.2006

Neue Galgenfrist fürs Zentrum

Nach drei Pleiten fehlen Investoren fürs Gemeindehaus am Gerhart-Hauptmann-Ring

Nach langem Streit und drei Pleiten steht die Diskussion um die Zukunft des Grundstücks am Gerhart-Hauptmann-Ring 398 und dem früheren Zentrum der evangelisch-reformierten Gemeinde wieder am Anfang. Denn während Investoren kamen und gingen, ist schließlich die Baugenehmigung für das Areal ausgelaufen. Da nun jeder, der dort etwas plant, das gesamte Antrags- und Genehmigungsverfahren neu durchlaufen muss, steht auch die Frage wieder im Raum, ob das Gemeindezentrum doch erhalten bleiben kann.

Das Bauwerk wurde nach den Entwürfen der Nordweststadt-Planer Walter Schwagenscheidt und Tassilo Sittmann errichtet und gilt vielen als innovativer Entwurf. Namhafte Architekten aus aller Welt hatten sich für das Erbe der beiden Stadtplaner eingesetzt und plädieren bis heute dafür, das Gebäudeensemble unter Denkmalschutz zu stellen.

Ein Votum gegen den Abriss hat kürzlich auch das Frankfurter Denkmalamt abgegeben, unter offiziellen Schutz wurde der Bau bisher allerdings nicht gestellt. Der Brief der Denkmalschützer liegt nun der Bauaufsicht und dem Stadtplanungsamt vor. Ob die Stadt nun doch versuchen werde, das Zentrum vor dem Abriss zu bewahren, sei allerdings noch nicht entschieden, heißt es aus beiden Ämtern.

„Eines muss man natürlich sehen, die Zeit arbeitet gegen den Erhalt“, gibt Werner Buch, zuständig für die Stadtplanung im Nordwesten Frankfurts, zu bedenken. Fünf Jahre Leerstand hätten dem Bau nicht gutgetan. Auch Michael Kummer, Leiter der Bauaufsicht, will, dass auf dem Areal am Gerhart-Hauptmann-Ring schnell etwas geschieht. „Das Grundstück ist zum Abenteuerspielplatz geworden. Das ist kein Zustand“, sagt Kummer. Baurechtlich sei der Zustand aber unverändert. Wenn bei ihm ein neuer Antrag auf Baugenehmigung einginge, gäbe es bisher keinen Grund, eine Abrissgenehmigung für das Zentrum nicht zu erteilen. „So lange es nicht unter Denkmalschutz steht, kann ich die Genehmigung nicht verweigern“, so Kummer. Außerdem gäbe es für das Zentrum zwar viel ideellen Zuspruch, aber niemanden, der ernstlich Geld in das Gebäude investieren möchte. Wenn sich jemand für das Areal interessiere, dann nur als Bauland für Wohnungen. „Es gibt meiner Meinung nach nur zwei Möglichkeiten: Entweder es kommt ein ernsthafter Interessent mit dem notwendigen Kleingeld, der das Zentrum erhalten kann. Dann bleibt daneben noch ein kleines Baugebiet. Findet sich niemand dafür, muss das Gesamtgebiet beordnet werden“, sagt Kummer.

Allerdings sei das eine ernsthafte Abwägung, für die man sich ruhig einige Wochen Zeit nehmen sollte. Doch länger als bis zum Frühjahr wolle die Stadt nicht mehr warten. Dass die Entscheidung bei der Stadt noch offen sei und nüchtern abgewogen werde, bezweifelt Thomas Illys. Er ist der Insolvenzverwalter von Reinhard Scherer, der als letzter in der Reihe der Investoren am Gerhart-Hauptmann-Ring pleite ging. „Ich hätte durchaus Interessenten für das Grundstück, doch die unklare Rechtslage schreckt sie ab“, sagt Illy. Die kleine Baufläche, die bleibe, wenn das Zentrum doch noch unter Denkmalschutz gestellt würde, sei weniger attraktiv.

Zumindest wollten die Investoren wissen, welches Gelände nun eigentlich zu bebauen wäre. Laut Illys wohl nur der kleinere Teil: „Ich habe Signale, wonach die Stadt wohl doch zum Denkmalschutz tendiert“, betont der Insolvenzverwalter. Auch er hofft auf eine schnelle Entscheidung. Zumal Jugendliche das leer stehende Gebäude als Treffpunkt für sich entdeckt haben. Das hat einige im Stadtteil auf die Idee gebracht, das Zentrum könne man auch offiziell als Jugendtreff nutzen. Doch ernsthafte Träger einer solchen Einrichtung haben sich weder bei den Ämtern noch bei Illy gemeldet. (ing)




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