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22.12.2006

In der Zeichen-Werkstatt werden Hobbykünstler gefördert

Niederursel. „Blau ist eine schwere Farbe, rot aber ist sehr leicht.“ Das ist die Meinung von Reinhild Kolbesen.

Die Malerin greift lieber auf die energiegeladenen Farbnuancen zurück, es falle ihr leichter und gefalle ihr auch besser. Sie ist eine von sieben Malerinnen, die in der Zeichen-Werkstatt in Niederursel ihrem Hobby frönen. Die Frauen werden angeleitet und gefördert von Künstlerin Gabriele Tauchnitz.

In ihrem Atelier in der Spielsgasse 22 gibt die Kunst- und Diplompädagogin Tipps, leistet Hilfestellung und auch mal Aufbauarbeit, wenn ihre Malerinnen mal nicht wissen, wohin ihre Arbeit gehen soll. „Das künstlerische Arbeiten mit Pastellfarben, Öl oder Zeichenstift kann in viele Richtung führen“, erklärt die 57-Jährige. Aus ihrer eigenen Biografie weiß sie, dass der Weg des Zeichnens und Malens nie eben und gerade ist: „Ich habe lange Jahre nur gezeichnet, danach habe ich mit Ölfarben gemalt.“ Doch ihre jüngsten Werke seien ganz anders als die vorherigen. Heute erschafft sie Pastellarbeiten auf dunklem und strukturreichem Papier, was mit den Fingern und ohne Pinsel bearbeitet wird. Die Idee zu dieser Technik sei der Künstlerin beim Malen eines Selbstporträts gekommen. Sie zeichnet die Gesichtlinien mit Pastell, verhilft den Gesichtszügen mit Farbe zum Charakter, doch die Haare erhält sie, indem sie auf dem braunen Papier diese Fläche frei ließ.

Seit dem malt sie viele dieser düster wirkenden, bedrohlichen Bilder. „Das soll nicht meine Stimmung wieder geben“, sagt die Malerin. Doch die Wirkung gefalle ihr sehr gut, und es ginge nicht immer darum, dass andere die eigene Gemütslage in den Bildern erkennen oder nicht. Deswegen animiere sie auch immer wieder ihre Kurs- und Werkstattbesucher dazu, in sich zu gehen. Vor allem das Wahrnehmen der Umwelt und des eigenen Werkes sei sehr wichtig. „Wenn einem sein Bild nicht gefällt, dann drehe ich es manchmal einfach um“, weiß die Kunstpädagogin ihre Teilnehmer zu nehmen. Dann können die Künstler Dinge in ihren Zeichnungen wahrnehmen, die sie vorher nicht gesehen haben.

Das ist für Gabriele Tauchnitz eine von vielen Methoden, mit der sie jeden auf seinen Weg zu bringen versucht: „Ich frage lieber, was ihnen an ihren Bildern nicht gefällt, als sie mit der Nase auf etwas zu stoßen, was sie anders machen können“. Die Malerinnen, die in ihr Atelier kommen, sollen Zeit bekommen, mal fern ab von äußeren Einflüssen und dem Alltag ihrem Schaffen nachzugehen.

Auffällig ist dabei, dass das Angebot in der Zeichnen-Werkstatt fast ausschließlich von Frauen angenommen wird. Es kommen zwar Hobbykünstlerinnen jeden Alters und jeder sozialen Schicht, doch das Angebot wird von Männern nicht angenommen. Frau Tauchnitz bedauert das sehr und hat eine Vermutung, was der Grund sein könnte: „Mir wurde schon von einem Interessenten berichtet, dass er von seinen Bekannten ausgelacht wurde, als er erzählt habe, dass er herkommen möchte.“ Doch für Männer gelte dasselbe wie für Frauen: „Wer gucken kann und lernt zu erkennen, der kann auch irgendwann zeichnen und malen.“ Und das möchte Gabriele Tauchnitz in ihren Arbeitsgruppen vermitteln. Deswegen gibt sie zwei Arten von Kursen: Einen, indem die Teilnehmer lernen wahrzunehmen und einen, der dazu dient, die Empfindungen dieser Wahrnehmungen wiederzugeben. (mer)

Die Werkstatttreffen sind immer mittwochs von 15 bis 17 Uhr in der Spielsgasse 22.




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