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13.03.2007

Hilfe, wenn die Erinnerung schwindet

Niederursel. Der Umgang mit Senioren, die an Demenz erkrankt sind, wird in den kommenden Jahren in der Gesellschaft immer wichtiger werden. „Die Menschen werden eben immer älter“, sagt Sozialdezernent Uwe Becker (CDU).

Gleichzeitig ist er auch Senior des St.-Katharinen- und Weißfrauenstifts, das mit einer Tagesbegleitung ein neues Projekt für Bewohner der Altenwohnanlage in Niederursel entwickelt hat.

„Wohnküche“ heißt das Zauberwort in der Kreuzerhohl 24-30. „Das ist ein niedrigschwelliges Angebot, das in dieser Form im betreute Wohnen bisher einzigartig ist“, sagt Erika Pfreundschuh, leitende Verwaltungsdirektorin. Es gehe darum, Isolation und Vereinsamung zu vermeiden und soziale Kontakte zu fördern. In einer Gruppe von maximal acht Frauen können Bewohnerinnen des St. Katharinen-Wohnstifts täglich gemeinsam von 10 bis 16 Uhr die Zeit verbringen. „Die Frauen können völlig frei entscheiden“, sagt die Verwaltungsdirektorin. Sie können kommen und gehen wann sie wollen.

Im Mittelpunkt stehe dennoch, dass vielfältige Aktivitäten – Zeitungslesen, Mittagessen, Singen, Spielen, Stricken, Häkeln – den Tag strukturieren, um die Sicherheit einer guten Gemeinschaft zu vermitteln. „Die Frauen erfahren Zuwendung und Geborgenheit, bewahren sich aber ein möglichst hohes Maß an Selbstständigkeit.“ Die Betreuung übernehmen zwei qualifizierte Mitarbeiterinnen der Stiftung, die begleiten und helfen, wo es nötig ist. Denn zumeist handelt es sich bei dem Kreis um Bewohnerinnen, die Probleme bekommen haben, den Alltag allein zu bewältigen, aber keine Pflegefälle sind. Mal wird der Schlüssel vergessen, die Geldbörse verlegt oder überlegt, ob die Herdplatte auch ausgestellt wurde. Es soll mit der Tagesbegleitung bereits im Ansatz der beginnenden Demenz entgegengewirkt werden.

Einen großen Vorteil hat das Angebot, das am 12. Februar startete, für die Damen des Stiftes noch: es ist kostenlos. Nach den ersten Wochen kommt es bereits so gut an, dass viele sich längere Öffnungszeiten wünschen. Auch am Wochenende würden die Seniorinnen gern in die Wohnküche hereinschauen. Aber über eine Ausweitung des Programms ist bisher noch nicht entschieden.

Da es sich um ein neues Projekt handelt, begibt sich Abteilungsleiterin Birgit Speicher-Kiefer auf Neuland. „Jede Demenzerkrankung ist individuell. Wir orientieren uns an den Fähigkeiten der Menschen. Ob wir künftig auch schwere demenziell Erkrankte aufnehmen können, muss sich zeigen.“

Für die Wohnküche stellt die Stiftung eine von insgesamt 80 Wohnungen im Frauenstift zur Verfügung. Der Umbau wurde allein finanziert. Die jährlichen Kosten für das Projekt gibt Erika Pfreundschuh mit 80 000 Euro an. Dabei hofft sich auf Zuschüsse von Stadt und Land. „Die Anträge sind gestellt, wir haben bereits ein positives Signal bekommen.“

Auch Uwe Becker findet das Angebot unterstützungswürdig. „Die Tagespflege ist zukunftsweisend und vorbildlich für Frankfurt.“ Dabei verweist der Dezernent auf die drei Standbeine der Stadt in der Seniorenarbeit: betreutes Wohnen, Wohngemeinschaften auf privater Basis und das Altwerden in gewohnter Umgebung. „Das Ziel ist, dass alle Menschen in der Stadt in Würde altern können.“ Neue Ideen sind daher immer willkommen.




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