16.03.2007
Neuer Verein hilft der Jugend
Nordweststadt. Manchmal kommt alles anders als man denkt. Denn Helmut Terstegen wollte im Kleinen Zentrum an der Thomas-Mann-Straße nur ein Fitnessstudio eröffnen. „Doch schon vor der Eröffnung im Oktober 2006 merkten wir, was unsere eigentliche Aufgabe sein würde.“
Denn das Angebot des auf klassischen Kraftsport ausgelegten Studios auf der Galerie der Einkaufspassage gefiel den vielen Jugendlichen, die sich das Zentrum seit einigen Jahren als Treffpunkt ausgesucht hatten und hier oft herumsaßen. Um ihnen mehr als nur Sport zu bieten, hat Terstegen zusammen mit Freunden und Mitarbeitern den Verein „Integration Nordwest“ gegründet.
Der kommerzielle Aspekt des Fitnessstudios stehe inzwischen völlig im Hintergrund, sagt Terstegen. „Wir wollen Jugendlichen, die sonst nichts zu tun haben, ein sportliches Freizeitangebot bieten.“ Über diesen ersten Zugang zu den jungen Männern wolle der in Gründung befindliche Verein ihnen bei alltäglichen Problemen rund um Schule und Ausbildung helfen. „Wir haben schon sechs Jugendlichen, die hier trainieren, bei der Suche nach einem Praktikumsplatz geholfen und Bewerbungen mit ihnen geschrieben.“ Vor allem richte sich der Verein an jene, die von anderen Vereinen nicht angesprochen würden, sich nicht an einen Verein binden wollten. Einige seien bereits mit dem Gesetz in Konflikt geraten. „Über den Kraftsport, der bei diesen Jungs sehr beliebt ist, haben wir einen guten Zugang zu ihnen.“
Neben Terstegen gehören vor allem Studenten zwischen 19 und 25 Jahren zu den neun Gründungmitgliedern. Viele seien hier aufgewachsen, hätten hier Fußball gespielt oder Kraftsport betrieben. „Meine Generation hat nicht immer sofort Kontakt zu den Jugendlichen“, sagt der 44-jährige Sportwissenschaftler und frühere Krafttrainer der Eintracht-Kicker. Gleichaltrige würden von ihnen schneller akzeptiert. „Einige von uns liefen früher selbst Gefahr, auf die schiefe Bahn zu geraten. Sie können Jüngeren beim Schritt zurück in ein normales Leben helfen, ein Vorbild sein.“
Die Idee zur Vereinsgründung sei entstanden, als zwei Jugendliche fragten, ob sie im Studio ihre Sozialstunden ableisten könnten. „Bei der Staatsanwaltschaft stieß ich auf offene Ohren.“ Das sei eine gute Anlaufstation für viele Jugendliche, hieß es dort.“ Doch Sozialstunden können nur bei einem gemeinnützigen Verein abgeleistet werden.
Inzwischen hat der junge Verein schon 50 Mitglieder, meist zwischen 16 und 25 Jahren. Wer an den Geräten trainieren will, muss für 20 Euro im Monat Mitglied werden, Erwachsene zahlen 25 Euro. Dafür können sie täglich zwischen 14 und 22 Uhr trainieren, am Wochenende bis 20 Uhr.
Das größte Problem für „Integration Nordwest“ sei es, Sponsoren zu finden. „Für die ersten beiden Jahre brauchen wir eine Anschubfinanzierung. Danach können wir uns hoffentlich selbst tragen.“ Ein Drittel der für 2007 benötigten 40 000 Euro bringe der Verein durch Mitgliedsbeiträge und Spenden auf. Für den Rest müssten Fördermittel von Stadt, Land, EU oder von Stiftungen gefunden werden. Das Finanzamt habe die Gemeinnützigkeit von „Integration Nordwest“ bereits anerkannt. „Der Antrag beim Landessportbund, als Sportverein anerkannt zu werden, läuft ebenfalls.“
Für Kurse hat „Integration Nordwest“ einen weiteren Raum im Kleinen Zentrum angemietet, der zurzeit renoviert wird. „Zusammen mit der Krabbelstube, der Kita Rasselbande und dem Jugendclub haben wir Angebote für junge Menschen von einem bis 25 Jahren.“ Für Hilfe bei den Hausaufgaben oder bei Bewerbungen und für Gespräche könne „Integration Nordwest“ Räume der Nachbarn nutzen. „Dafür machen wir mit ihnen Sport.“ Die Vormittage seien Frauen zum Training vorbehalten. Vor allem junge Musliminnen nutzten das Angebot gerne. „In ein paar Wochen beginnt der zweimalige Olympiateilnehmer Mohammed Ebuoutalib einen Taekwon-Do-Kurs für Kinder ab vier Jahren. Nicht als Kampfsport, sondern um durch den Sport die Konzentration und das Selbstbewusstsein zu stärken.“ (hau)
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