03.04.2007
Sie brachten ihn auf Trab
Der „Lahme Esel“ ist gut aufgestellt für die Feiern zum 200-jährigen Bestehen
Niederursel. Der „Lahme Esel“, eine der ältesten Gaststätten in Frankfurt, wird in diesem Jahr 200 Jahre alt.
Gefeiert wird dies mit kulturellen Leckerbissen wie dem Auftritt des Komödientheaters noch in diesem Monat und vor allem den zwei tollen Tagen im Sommer. Am 30. Juni und 1. Juli wird zusammen mit der Frankfurter Apfelweinkönigin auf das Jubiläum angestoßen.
„Ich habe erst im vergangenen Jahr durch einen Zufall erfahren, dass hier schon seit 200 Jahren eine Gastwirtschaft existiert“, sagt Esel-Chef Thomas Metzmacher. Zusammen mit seiner Frau Mandy-Katja (27) und insgesamt 28 Mitarbeitern hat der 39-Jährige das Haus wieder zu neuer Blüte geführt. Dabei war der Start für Metzmacher holperig. Im September 1993 übernahm er den Lahmen Esel von einem Tag auf den anderen. Vorbesitzer Gerd Löser, bei dem der gelernte Koch seit dem 1. Januar 1990 arbeitete, war überraschend verstorben. „Die Verträge waren schon fertig, ich sollte eineinhalb Jahre später das Haus übernehmen. Aber dass es dann so schnell gehen musste, war schwierig.“ Aber das Team half mit. „Ohne unsere Mitarbeiter hätte ich es nicht geschafft.“ Die Verbundenheit zwischen Chef und Angestellten ist noch heute groß, alle neun, die 1993 dort arbeiteten, sind dem Lahmen Esel treu geblieben.
Die Geschichte des Lokals ist mit dem Namen Ruppel verbunden. Fast 200 Jahre war es in Familienbesitz. Anfangs war es eine einfache Raststation für Holzwagen, die aus dem Taunus zum Markt nach Frankfurt fuhren. Nach der Legende ist so auch der Name entstanden. Denn eines Tages weigerte sich ein Esel, den Weg fortzusetzen, er hatte sich verletzt. Die Wirtsleute päppelten ihn wieder auf, doch das Tier blieb lahm. Fortan blieb er bei den Ruppels und wurde Anziehungspunkt für die Kinder, die den „lahmen Esel“ besuchen wollten. In Niederursel wurde es zum geflügelten Wort, wenn man Kinder suchte: „Schau doch mal beim ’Lahmen Esel’.“ Schließlich nannten die Einheimischen die Gaststätte so, seit 1933 ziert der Name auch das Wirtshausschild.
Der letzte Wirt in der Reihe der Ruppels war Wilhelm, der zusammen mit seiner Frau Gertraud bis zum September 1976 das Gasthaus führte. Anschließend ging es allerdings abwärts mit dem traditionsreichen Haus. „Es ging durch viele Hände, es wurde zum Synonym für schlechte Gastronomie“, bedauert Thomas Metzmacher den Niedergang. Erst mit der Übernahme von Gerd Löser 1984 ging es wieder aufwärts. Doch es habe fünf Jahre gedauert, bis der Ruf wieder hergestellt war.
1986 verkaufte Gertraud Ruppel das Haus an den Frankfurter Landwirtschaftlichen Verein, der im Lahmen Esel 1898 seine Gründungsversammlung abhielt. In den 90er Jahren standen einige Umbaumaßnahmen an. Es entstand ein großer Anbau, der 1994 fertiggestellt wurde. Auch die Gartenwirtschaft mit 200 Plätzen wurde neu angelegt.
„Wir wollen die Gäste langfristig binden“, sagt Thomas Metzmacher. Dabei vertraut er auf die deutsche Küche. Dabei werde aber immer wieder mal was Neues ausprobiert. So zum Beispiel die Kombination von Theater und Essen, das vor kurzem Premiere feierte. „Das kam so gut an, das werden wir sicherlich noch mal machen.“
Zurzeit laufen aber alle Vorbereitungen für das Fest im Sommer. Die zehnköpfige Band „Francoforte“ liefert die Musik. Sie haben selbst eine Verbindung zum Lahmen Esel. „Sie halten in der Nähe ihre Proben ab und sind unsere Gäste“. In einem Esel-Shop gibt es alles rund um das Thema, von Eselblut – einen Schnaps – bis zu Mitbringseln. Der Abenteuerspielplatz Riederwald beteiligt sich mit einer Kistenrollenrutsche, die Kita bietet Kinderschminken an, und Pfarrer Michael-Max Stichling wird am Sonntagmorgen einen Open-Air-Gottesdienst halten. (sö)
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