11.05.2007
"Zum klaane Rab" droht Kochverbot
Niederursel. Nur wenige Monate nach dem erfolgreichen Start der Vereinsgaststätte „Zum klaane Rab“ muss sich der Wirt Axel Ziegler mit Beschwerden über Geruchs- und Lärmbelästigungen durch seine küchentechnische Anlage auseinandersetzen.
Beschwerden, die er nicht nachvollziehen kann, weil er bei der Übernahme viel Zeit und Geld in die Überprüfung und Renovierung seiner Einrichtung investierte. Trotzdem könnte die Küche bald kalt bleiben, wenn Ziegler nicht zusammen mit dem Ordnungsamt eine Lösung findet.
Ganz so weit geht es bislang noch nicht, auch wenn das vom Amt verfügte Kochverbot eine klare Sprache spricht. Erst vor wenigen Tagen bekam Ziegler die Verfügung zugestellt, ziemlich unvermittelt und ohne klärende Vorgespräche, wie er sagt. Nun muss er innerhalb weniger Tage für eine Anhörung Nachweise einer Fachfirma über die Ausstattung seiner Filter- und Belüftungsanlagen vorlegen. „Bis dahin gilt das Verbot zunächst ab 22 Uhr, weil dann die Geräuschbelästigungen durch die Lüftung entstehen“, erklärt Jochen Ditschler, Sprecher des Ordnungsamts, auf Anfrage der FNP.
„Nach 22 Uhr wird bei mir sowieso nicht gekocht“, stellt Ziegler klar. Aber auch der Grenzwert von 45 Dezibel – db(A) –, der nach Messungen durch das Ordnungsamt durch die Lüftung um 5 db(A) überschritten werden soll, sei nicht nachvollziehbar. „Alle Anlagen wurden erneuert und ordnungsgemäß durch die Behörden abgenommen. Da gab es nichts zu beanstanden“, sagt er. Ganz davon abgesehen, dass die nächsten Nachbarn mehr als 20 Meter entfernt wohnen und selbst einen Lärmpegel über dem Grenzwert deutlich schwächer wahrnehmen würden.
Doch das Ordnungsamt gibt den Beschwerdeführern Recht, beharrt auf eigene Ermittlungen und Feststellungen. Auch in Sachen Geruchsbelästigung. Hier ist von permanentem und intensivem Bratengeruch die Rede. Ditschler räumt ein, dass es hier keine klar definierten Grenzwerte wie bei Geräuschen gebe, was die objektive Beurteilung erschwere. „Aber uns wurden Beschwerden gleich von mehreren Nachbarn vorgetragen, die unser Mitarbeiter vor Ort bestätigt sah.“
Ziegler mag an diesen geballten Widerstand von Anwohnern nicht glauben, sieht eher einzelne Personen hinter der Angelegenheit, die weitere Nachbarn zu mobilisieren versuchen. Nach Rücksprache mit seinem Vermieter, der TSG Niederursel, sieht er sich darin bestätigt: „Demnach bekam schon mein Vorgänger Beschwerden aus den gleichen Gründen.“ Die hätten erst aufgehört, als der Vorgänger sein Geschäft aus finanziellen Gründen reduzieren und schließlich ganz aufgeben musste. „Jetzt aber, da ich hier viele zufriedene Gäste noch aus meinem Vorgängerlokal habe, fängt alles wieder von vorne an.“
Bis Ende vergangenen Jahres führte Axel Ziegler mit seinem Sohn Georg die Gaststätte „Zu den drei Raben“, die er aber wegen Umbauplänen des Hauseigentümers aufgeben musste. Deshalb zog er in die Vereinsgaststätte der TSG Niederursel um.
Die erneuten Gutachten für seine Geräte durch eine Fachfirma werden Ziegler nach eigener Einschätzung bis zu 8000 Euro kosten. Ausgaben, die er voraussichtlich nirgendwo geltend machen kann. Dafür erfreut er sich offenbar großer Solidarität bei seinen Lokalbesuchern: „Wenn mir jemand das Kochen ganz verbieten will, kann ich wenigstens mit einer Unterschriftenliste aufwarten“, sagt er. Und die wachse täglich.
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