13.06.2007
Verein sucht Sponsoren
Kaum gegründet, steht Jugendinitiative schon vor dem Aus
Nordweststadt. Als Helmut Terstegen hörte, dass das Kleine Zentrum an der Thomas-Mann-Straße einen neuen Besitzer habe und es dort nun endlich wieder bergauf gehen sollte, wollte er dort ein ganz normales Fitnessstudio eröffnen.
Doch schnell merkte er, dass er sich hier „voll engagieren muss, weil es für die vielen Jugendlichen, die tagsüber im Kleiner Zentrum herumsaßen, kaum Angebote gibt“.
Und so wandelte er die ursprüngliche Idee ab. Aus dem Fitnessstudio wurde der Verein „Integration Nordwest“, der den Jugendlichen neben Sport auch Unterstützung in allen Fragen des Lebens bieten will. Doch nach nur wenigen Monaten droht bereits wieder das Aus. „Wir brauchen dringend Sponsoren, die unsere Arbeit unterstützen. Sonst müssen wir Ende Juni schließen.“
Rund 66 Jugendliche seien inzwischen Mitglied in dem als gemeinnützig anerkannten Verein. „Doch nur die Hälfte der Jugendlichen zahlt Beiträge. Wir haben es mit einer manchmal nicht einfachen Klientel zu tun.“ Die Tür weisen wolle er ihnen aber nicht. Gehe es doch darum, diesen Jugendlichen Raum zur Entfaltung zu geben. Seit der Verein bestehe, seien die früher im Zentrum herumlungernden Jugendlichen verschwunden. „Die kommen nun fast alle zu uns, um hier zu trainieren.“
Selbst die Frankfurter Staatsanwaltschaft habe das soziale Potenzial des gemeinsamen Sports entdeckt. „Inzwischen haben fünf Jugendliche und junge Erwachsene bei uns ihre Sozialstunden abgeleistet. Die Staatsanwaltschaft war froh, eine Einrichtung wie unsere als Ansprechpartner zu haben.“ Die ehrenamtlichen Betreuer, die meist wie Terstegen selbst aus der Nordweststadt kommen, könnten für diese Jugendlichen ein Vorbild sein. „Die jungen Leute übernehmen Verantwortung im Studio. Anderen Jugendliche, die hier regelmäßig trainieren, können sie ihre Erfahrungen weitergeben, ihnen auf Augenhöhe klar machen: Lasst die Finger von krummen Dingen.“ Das sei authentischer, als wenn er selbst oder ein Sozialarbeiter mit dem erhobenen Zeigefinger zu ihnen spreche.
Der gemeinsame Sport verbinde, fördere das Verantwortungsgefühl, sagt Terstegen. „Man hilft sich gegenseitig an den Geräten. Die Jugendlichen sprechen miteinander, tauschen sich aus, sprechen nicht nur über ihr Training. „Das verbindet über kulturelle Grenzen hinweg. Hier trainieren Jungs aus deutschen, türkischen, marokkanischen und anderen Familien. Auch einige junge Frauen sind darunter.“ Sieben Jugendliche hätten hier bereits ein Schulpraktikum, drei ein Berufspraktikum absolviert. „Es gibt den Beruf des Fitnesskaufmanns. Auf diesen Weg können wir die Jugendlichen führen.“
Doch allein aus den Mitgliedsbeiträgen von 20 Euro im Monat könne sich „Integration Nordwest“ nicht finanzieren. Zum Überleben benötige der Verein bis Ende Juni 5000 Euro, bis zum Ende des Jahres 15 000 Euro. „Wir müssen die Leasingraten für die Geräte zahlen. Bislang konnten wir die Räume als Anschubhilfe mietfrei nutzen. Das ändert sich im Juli.“ Beim Jugend- und Sozialamt und bei Stiftungen, an die er sich mit der Bitte um Unterstützung gewandt habe, habe er so kurzfristig keinen Erfolg gehabt. „Da heißt es immer, die Menschen sollen sich engagieren. Aber wenn man es dann tut, fehlt es an der Unterstützung“, schüttelt Terstegen den Kopf. Da der Verein spontan entstanden sei, um etwas für die Jugendlichen im Stadtteil zu tun, habe er sich über die Finanzierung wenig Gedanken machen können. „Wir haben gesehen: Da ist ein Bedarf, und haben gehandelt.“
Jeder, der den Verein unterstützen wolle, sei willkommen, sich die Vereinsräume anzuschauen und zu sehen, wie der Verein arbeite. „Auch mehrere kleinere Beträge würden uns helfen.“ Der Verein sei auch berechtigt, Spendenquittungen auszustellen. Erreichbar ist Terstegen unter der Telefonnummer 01 79-5 22 15 43. Geöffnet ist das Studio des Vereins auf der Galerie des Kleinen Zentrums täglich zwischen 14 und 22 Uhr, am Wochenende bis 20 Uhr. (hau)
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