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25.07.2007

Ein U-Boot-Mann erinnert sich

Niederursel. Ein Schlaganfall ist wie ein aufziehender Orkan auf hoher See: Nur wer die Warnzeichen rechtzeitig erkennt und schnell handelt, kann eine Katastrophe verhindern. Beide Situationen kennt der frühere U-Boot-Fahrer Friedrich K. Hennemann aus eigener Erfahrung.

Umso mehr freute er sich, als er kürzlich die ersten 400 Euro Spendenerlös aus dem Verkauf seines Buches „Über Wasser...unter Wasser“ an die Stiftung Deutsche-Schlaganfallhilfe überweisen konnte. Geld, das der Aufklärung und der Einrichtung spezieller Krankenstationen (Stroke Units) zugutekommt.

Vor sieben Jahren verstarb Hennemans Ehefrau Ilse selbst an den Folgen eines Schlaganfalls. Bis dahin hatte der Niederurseler Autor viele Erinnerungen an seine Soldatenzeit und an seine Familie schriftlich zusammengetragen, die er vor sechs Monaten 88-jährig als sein Erstlingswerk veröffentlichte. Eine fesselnde autobiographische Erzählung über den Zweiten Weltkrieg, den Wiederaufbau in Frankfurt und das Leben in der DDR. Mit dem Verkauf unterstützt der gebürtige Thüringer die Deutsche Schlaganfall-Hilfe. Gleichzeitig führt er einen Rechtsstreit, um die Krankengeschichte seiner Frau zum Wohl weiterer Patienten aufzuklären und die Ergebnisse in einen zweiten Band zu dokumentieren. Hennemann ist überzeugt: „Hätte man die Symptome meiner Frau rechtzeitig und umfassend auf einer Spezialstation behandelt, wäre ihr viel Leid erspart geblieben.“ Über eine solche Stroke Unit verfügen in Frankfurt beispielsweise die Uniklinik und das Krankenhaus Nordwest. Dort werden weitere Untersuchungen und notwendige Maßnahmen eingeleitet, etwa die Verabreichung blutverdünnender Mitteln.

In einer Beschwerde an das Bundesverfassungsgericht führt Hennemann aus, dass bei seiner Frau offenbar trotz entscheidender Symptome wie Schwindel oder das Zittern einer Hand entsprechende Untersuchungen und Behandlungen nicht umgehend durchgeführt wurden. „Das führte zu einem vermeidbaren schweren Schlaganfall und zum frühen Tod meiner Frau“, betont er. Doch bislang hat Hennemann, der 1996 selbst an einer gefährlichen Verdickung der Bauchaorta (Anorysma) erkrankte, von keiner Instanz Recht bekommen.

Einen Umstand, den er auf mehrere Formfehler und eine falsche Gewichtung von Beweisen zurückführt. So habe sich ein Gutachter später selbst korrigiert, was die Justiz übergangen habe. Außerdem sei ein von Hennemann privat eingeholtes Gutachten nicht entsprechend berücksichtigt worden. Nun geht es, wenn es sein muss, bis vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Straßburg – um der Wahrheit willen und für bessere Behandlungschancen bei einem Schlaganfall.

Ein Verfahren, das viel Zeit und Geld erfordert. Umso mehr freut sich Hennemann über die zahlreichen Zuschriften über sein Buch, die ihm neue Kraft geben. Immer wieder staunen Leser über den reichen Schatz an Erfahrungen, der von spannenden Abenteuern und bitteren Kriegseinsätzen bis zu sehr persönlichen zwischenmenschlichen Ereignissen reicht. „Ihre Art, Erlebnisse zu beschreiben, erscheint mir, als sei ich selbst dabei gewesen“, schreibt etwa die Leiterin einer Behörde. Andere Leser bewundern das Buch als wichtiges historisches Zeitzeugnis und nicht zuletzt als unerschütterliche Liebeserklärung an Ehefrau Ilse. Tatsächlich war die Krankheit seiner Frau für den Autor die wichtigste Triebfeder zum Schreiben. Denn er musste vor elf Jahren selbst seinen baldigen Tod befürchten und wollte Ilse deshalb die Erzählungen hinterlassen, die sie so gerne hörte. Und die auch vielen jungen Menschen Einblicke in eine für sie unbekannte Welt geben.

Dass er den Tod seiner Frau um einige Jahre überleben würde, konnte Hennemann damals nicht ahnen. „Und die Justiz dachte das wohl auch nicht.“ Wichtig ist ihm aber die Feststellung, dass durchaus auch junge Menschen von Schlaganfällen betroffen sind. Deshalb verteilt die Schlaganfall-Hilfe kleine Handbücher zur Aufklärung. Und jeder Kauf der autobiographischen Erzählungen unterstützt diese Maßnahme mit einem Euro. (got)

„Über Wasser...unter Wasser“ ist für 19,90 Euro über den Buchhandel oder unter http://www.friedrich-hennemann.de erhältlich.



Friedrich Hennemann hält in seinem Büro in der Oswaltstraße das Buch „Über Wasser...unter Wasser“ in den Händen. Hier ist die Autobiographie entstanden. Foto: Rainer Rüffer

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